Nominierungen müssen mindestens ein Jahr in der nationalen Tentativliste eingetragen sein, bevor sie bei der UNESCO als Welterbe-Anträge eingereicht werden können. Dem schließt sich ein vorgegebenes Verfahren an, das regelmäßig mehrere Jahre dauert. Deutschland kann von seiner Liste jedes Jahr eine weitere Kulturerbestätte bei der UNESCO für die Eintragung in die Welterbeliste einreichen.
Erhaltung und Anerkennung: Auf dem Weg zum Welterbe
Die denkmalgeschützten Gebäude Baden-Württembergs sind ein wichtiges kulturelles Erbe. Manche von ihnen sind sogar potenzielle oder bereits eingetragene UNESCO-Welterbestätten. Vermögen und Bau Baden-Württemberg spielt eine zentrale Rolle beim Erhalt und bei der Pflege von Kulturstätten sowie bei der Bewerbung um den prestigeträchtigen Status des Welterbes.
Schritte zur Anerkennung als UNESCO-Welterbe
Denkmalgeschützte Gebäude stiften Identität und ziehen Besucherinnen und Besucher an. Damit sind sie für den Tourismus des Landes von hoher Bedeutung. Der Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg (VB-BW) hat die Aufgabe, die Denkmäler zu erhalten und zu pflegen. Die Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG) sorgen dafür, sie angemessen zu präsentieren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Einige wenige dieser Kulturobjekte kommen als UNESCO-Welterbe in Frage. Beim hierfür erforderlichen Bewerbungsverfahren spielt die VBV eine entscheidende Rolle.
Damit ein Kulturobjekt als UNESCO-Welterbe anerkannt wird, müssen die Expertinnen und Experten von VB-BW eng mit anderen Institutionen zusammenarbeiten. Zudem müssen bauliche Maßnahmen ergriffen werden, um sicherzustellen, dass ein Gebäude den strengen Kriterien und Standards der UNESCO entspricht.

Dieter Geissler
Das Kloster Hirsau ist umgeben von baugeschichtlich bedeutenden Ruinen

Günter Bayerl
Rund um die Heuneburg beeindrucken Grabhügel
Kandidaten aus Baden-Württemberg
Aktuell kandidiert das Kloster Hirsau als Teil des cluniazensischen Netzwerks für die Anerkennung als UNESCO-Welterbe. Die Bewerbung ist transnational und seriell, was bedeutet, dass mehrere Klöster und Einrichtungen, die vom Reformkloster Cluny gegründet oder beeinflusst wurden, sich gemeinsam bewerben. Als deutsche Institutionen beteiligen sich Hirsau mit seinen beiden benediktinischen Klöstern St. Aurelius und St. Peter und Paul sowie St. Ulrich aus Bollschweil.
Auch der frühkeltische Fürstensitz Heuneburg konnte im deutschlandweiten Vorauswahlverfahren erfolgreich auf der Vorschlagsliste platziert werden. Dies stellt einen ersten wichtigen Schritt auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe dar. Um die Bedeutung der Heuneburg zu betonen, wird diese aktuell zu einer Natur- und Keltenerlebniswelt ausgebaut und in eine landesweite Keltenkonzeption eingebunden.
Das Kloster Hirsau
Im 11. und 12. Jahrhundert war Hirsau ein sehr wichtiges deutsches Kloster, das die Reformen der Cluniazenser in über 200 Klöstern des deutschsprachigen Raums verbreitete. Die dreischiffige Basilika St. Peter und Paul war eine der größten romanischen Kirchen Südwestdeutschlands und Vorbild für viele andere Klosterkirchen, bevor sie 1692 im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch französische Truppen zerstört wurde.

Günter Bayerl
Neben den Wirtschaftsbauten ist die Marienkapelle das einzige Klostergebäude, das die Zerstörung von 1692 unversehrt überstand
Der frühkeltische Fürstensitz Heuneburg
Das für das nationale Vorauswahl-Verfahren vorgeschlagene Gut besteht aus den Teilstätten Heuneburg (Baden-Württemberg, Deutschland), Mont Lassois (Burgund, Frankreich) und Glauberg (Hessen, Deutschland), drei außerordentlichen Beispielen für frühkeltische Machtzentren in Mittel- und Westeuropa nordwestlich der Alpen. Diese ersten stadtartigen Zentren mit monumentaler Siedlungs- und Grabarchitektur werden in der Forschung häufig unter dem Begriff „Fürstensitze“ zusammengefasst. Sie stellen außergewöhnliche Zeugnisse der frühkeltischen Zivilisation dar und sind Resultat eines intensiven Austauschs von Ideen, Techniken und Waren über große Distanzen mit weiten Teilen Europas. Darüber hinaus sind sie ein Ergebnis von Zentralisierungsprozessen, die durch Konzentration politischer Macht und ökonomischen Reichtums einer privilegierten sozialen Gruppe in den frühkeltischen „Fürstensitzen“ Mittel- und Westeuropas in Gang gesetzt wurden.

Günter Bayerl
Auf der Heuneburg wird die Keltenzeit erlebbar