Sanierung vor Neubau.
Aus Alt mach Neu. Das Land Baden-Württemberg hat rund 8.000 Gebäude. Diese effektiv und nachhaltig zu nutzen, vermeidet CO2-Emissionen und spart Geld.
Bei der Sanierung bestehender Gebäude müssen weniger Baustoffe eingesetzt werden als bei der Erstellung eines Neubaus. Folglich entstehen auch weniger schädliche Treibhausgase. Wird bei der Betrachtung neben dem Betrieb auch die Herstellung und Entsorgung berücksichtigt, verursachen sanierte Bestandsgebäude im Vergleich zu Neubauten nach derzeitigem Kenntnisstand nur etwa die Hälfte bis zwei Drittel¹ der CO2-Emissionen. Altbauten mit optimierter Gebäudehülle und zeitgemäßer Haustechnik – soweit deren Einbau gesamtenergetisch sinnvoll ist – können häufig ähnlich energieeffizient betrieben werden wie Neubauten.
Vor diesem Hintergrund führt die Staatliche Vermögens- und Hochbauverwaltung (VBV) den Gebäudebestand des Landes und des Bundes mit nachhaltigen Sanierungskonzepten in die Zukunft und arbeitet zudem intensiv daran, den Anteil der klimafreundlich erzeugten Energie zu erhöhen.
¹ S. Abschnitt 6 Wuppertaler Institut (Einrichtung des Landes NRW) in „Energetische Sanierung von Bestandsgebäuden oder Neubau“ von 2022
und www.dgnb.de/de/dgnb-richtig-nutzen/newsroom/presse/artikel/dgnb-veroeffentlicht-studie-zu-co2-emissionen-von-bauwerken
Vom Sanierungsfall zum Vorzeigeprojekt.
Das sanierte Gebäude D der Hochschule Heilbronn am Campus Sontheim steht exemplarisch dafür, was die Modernisierung von Bestandsgebäuden leisten kann: Das Heilbronner Team von Vermögen und Bau Baden-Württemberg (VB-BW) hat im Zuge der Sanierung die Gebäudehülle auf einen Standard gebracht, der die gesetzlichen Anforderungen an einen Neubau übertrifft. Dank guter Planung konnte dabei die elegante Optik der 1960er-Jahre mit einer neuen Klinkerfassade für die Zukunft erhalten werden. Im Inneren erhielten die Studiengänge Elektrotechnik und Chemie eine moderne Laborausstattung und flexible Projektbereiche. Die neue Photovoltaikanlage auf dem Dach erntet Sonne und erzeugt nachhaltige Energie, die direkt im Gebäude genutzt wird – so muss weniger Strom eingekauft werden.
Auf dem Campus Sontheim wird in wohlgeplanten Schritten aus einem Sanierungsfall ein nachhaltiges Gebäudeensemble: Bei laufendem Hochschulbetrieb stehen unter anderem die Dekarbonisierung des Heizkraftwerks und die Sanierung weiterer Bestandsgebäude an.

Dietmar Strauß
Hochmoderne Labore für zeitgemäße Lehre und Forschung an der Hochschule Heilbronn

Jochen Stüber Fotografie
Staatsanwaltschaft Hechingen nach der Sanierung
Leerstand nutzen: Staatsanwaltschaft Hechingen.
In Hechingen hat das Tübinger VB-BW-Team gezeigt, wie leerstehende Bestandsgebäude klimafit und zukunftsfähig werden. Die dortige Staatsanwaltschaft benötigte dringend mehr Fläche. Statt diesen Bedarf durch einen Neubau zu decken, setzte das Team auf die Modernisierung eines 1968 errichteten Gebäudes, das bis 2010 vom Vermessungsamt genutzt wurde.

Jochen Stüber Fotografie
Lichtdurchflutete Flure der Staatsanwaltschaft Hechingen nach der Sanierung
Nach der Sanierung wird der Altbau den heutigen Anforderungen gerecht: Mit dem Einbau eines Aufzugs sind alle Geschosse barrierefrei erreichbar, die vom Brandschutz geforderte Entlüftung des Treppenhauses erfolgt über ein großzügiges neues Oberlicht, die hochgedämmten Außenwände senken den Heizenergie-Verbrauch und damit den CO2-Ausstoß. Die modernisierte Fassade verleiht dem Gebäude ein zeitgemäßes Erscheinungsbild. Die neue PV-Anlage auf dem Dach und zwei Wärmepumpen erzeugen klimaneutralen Strom und Wärme für eine nachhaltige Energieversorgung der Staatsanwaltschaft.
Mit sieben Millionen Euro Investition wurde in Hechingen wertvolle Bausubstanz für weitere Jahrzehnte nutzbar gemacht und ein angemessenes Arbeitsumfeld für die Justiz geschaffen – ganz im Sinne des Energie- und Klimaschutzkonzepts für Landesliegenschaften 2030.

Jochen Stüber Fotografie
Staatsanwaltschaft Hechingen: neues Oberlicht im Treppenhaus mit Rauch-Wärme-Abzug
Klimafit und barrierefrei: August-Hermann-Werner-Schule.
Bei der Sanierung des Sportgebäudes der August-Hermann-Werner-Schule in Markgröningen hat das Ludwigsburger VB-BW-Team gezeigt, dass mit einer nachhaltigen Sanierung sowohl der Klimaschutz als auch die Nutzung des Gebäudes verbessert werden können. An der Schule werden Kinder und Jugendliche mit Körper- und Mehrfach-Behinderungen in ihrer Bewegungsentwicklung gefördert. Das modernisierte Schwimmbad und die neue Turnhalle mit speziellen Therapieräumen bieten hierfür nun optimale Bedingungen.
Die Gebäude des in den 1970er-Jahren errichteten Schulareals werden derzeit sukzessive saniert. Das Sportgebäude ist das energieintensivste Haus der Schule. Hier boten die Erneuerung der Haustechnik und die Optimierung der Gebäudehülle besonders viel Potenzial, um die Energieeffizienz zu verbessern. Durch den Anschluss an die zentrale Biogas-Wärmeversorgung, die neue LED-Beleuchtung und die zwei neuen PV-Anlagen auf dem Dach werden die Kosten für den Betrieb des Sportgebäudes und dessen CO2-Emissionen dauerhaft reduziert.

Achim Birnbaum Fotografie
Barrierefreies Therapiebecken: nachhaltig saniert mit klimafreundlicher Energie
Im Rahmen der Wohnraumoffensive der Bundesregierung hat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben den Bundesbau Baden-Württemberg mit zahlreichen Baumaßnahmen im Wohnungsbau beauftragt. In Städten wie Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim oder Ulm setzt der Bundesbau insbesondere auf Nachverdichtungen.
Nachverdichtungen sind ressourcenschonend und nachhaltig. Sie erfordern keine Erschließung neuer Flächen und die zuvor beim Bau eingesetzte Energie, die sogenannte graue Energie, bleibt erhalten. Sanierung, Aufstockung und Dachgeschossausbau – das Bauen im Bestand – erfordern einen sensiblen und geschickten Umgang mit historischer Bausubstanz.
Die Sanierung und Aufstockung mit zweigeschossigem Dachausbau in der Händelstraße in Freiburg ist ein schönes Beispiel für die Modernisierung und Erweiterung eines Wohngebäudes unter der Wahrung seines historischen Charakters. Das ehemalige Offizierswohnhaus der französischen Gaststreitkräfte in Freiburg-Herdern erfüllt nach der Sanierung die heutigen Standards. Und nach der Erneuerung der gesamten Haustechnik ist das Haus jetzt beispielsweise mit einer Pelletheizung und einer Photovoltaikanlage ausgerüstet. Gleichzeitig hat das Projektteam vom Staatlichen Hochbauamt Freiburg den historischen Charakter des Gebäudes bewahrt: das für die Gegend typische Walmdach mit Einzelgauben, das Fischgrätparkett und die Eichentreppe im Treppenhaus.
Neu sind 3 Maisonette-Wohnungen im Dachraum; jede Wohnung verfügt über eine eigene Loggia als Einschnitt in der Dachfläche. Auch die Außenanlagen sind erneuert, unter anderem mit Neupflanzungen von Hecken, Fahrradabstellplätzen und einem Spielplatz.
Umnutzung ehemaliger Kasernengebäude in Karlsruhe.
Ein Projekt ganz anderer Größenordnung betreute der Bundesbau in Karlsruhe: In der Tennesseeallee 21–65 realisierte das Team vom Staatlichen Hochbauamt Heidelberg die Konversion ehemaliger Kasernengebäude der amerikanischen Gaststreitkräfte. Hier entstanden zusätzlich zu den 90 Wohneinheiten im Bestand 60 neue Wohneinheiten nach Aufstockung. Die Aufstockung in Holzbauweise erwies sich aufgrund des geringeren Gewichts und der Möglichkeit zur Vorfertigung als ideal. Balkone und die Neugestaltung der Außenanlagen tragen zur Verbesserung der Wohnqualität bei.
Wohneinheiten im Bestand.
Neue Wohneinheiten
nach Aufstockung.